Was tut Don also an diesem Tag, an dem alles losging? Er hebt seine Treter vom Tisch, nimmt sich Lloyd's List
und eine Schere und schnippelt sich raus, was in der Liste steht über untergegangene Schiffe, überfällige Schiffe,
havarierte Schiffe und was weiß was ich noch für Schiffe, und dann liest er diese Meldung:
TOTALVERLUST
Herakles Runner, auf der Reise von Singapur nach Athen,
Untergang nach Feuer an Bord, 10 Grad Nord, 65 Grad Ost,
Mannschaft gerettet.
Ich konnte ja nicht ahnen, was dahinter steckt, hat Don zu mir gesagt, sonst hätte ich die Finger davon gelassen. Ich habe Frau und zwei Kinder und eine gutgehende Sekretärin, obgleich, vielleicht löse ich den Fall doch noch!?
Er musterte mich.
TOTALVERLUST
Herakles Runner, auf der Reise von Singapur nach Athen,
Untergang nach Feuer an Bord, 10 Grad Nord, 65 Grad Ost,
Mannschaft gerettet.
Ich konnte ja nicht ahnen, was dahinter steckt, hat Don zu mir gesagt, sonst hätte ich die Finger davon gelassen. Ich habe Frau und zwei Kinder und eine gutgehende Sekretärin, obgleich, vielleicht löse ich den Fall doch noch!?
Er musterte mich.
Die Ratte saß unter dem Käscher, den glatten geschuppten Teufelsschwanz auf Lloyd's List,
da spazierte Dons Sekretärin Ronja herein. Ein starkes Mädel, sag ich dir, hat voll total
die asiatische Steppe im Blut. Augen schmal und grün, Schnute wie'n Blasengel, 'ne Menge Holz
vor der Hütt'n, un'n Achtersteven zum Festmachen. Was tut sie? Marschiert stantepede auf die
Ratte zu, hockt sich vor ihr nieder, Rücken gerade, Bützchen vor, starrt die Ratte an. Ratte
starrt zurück, kühn. Klassisch, klassisch, die Schöne und das Biest. Drei, vier Minuten dauert
der Zweikampf. Dann schreit die Ratte auf, dreht ab, wirft sich auf ihr Laufwerk, kurvt irr im
Kreis herum und kreischt und lamentiert. Wie'ne junge Griechenwitwe, der ihr Mann über Bord
gegangen ist.
Sie stellt den Teller mit Eiern und Schinken hart vor mich hin, gräbt sich ein am anderen Ende des Tisches,
guckt mich an wie ein Uhu, dem drei U-Bahnen davongefahren sind. Ich lang in die Eier. Du ißt nicht, frag
ich höflich. Oh du dickes Ei, Don!!
Ich hab schon gegessen, sagt Mary. Allein. Ich kaue, schmeckt großartig, sag ich. Wo ist deine Krawatte, fragt Mary. Oh, sag ich, die hab ich Jim geliehen. Du wirst ihm auch noch deine Zipfelmütze leihen, sagt sie. Wie gehts den Kindern, lenke ich ab. Wie soll es ihnen gehen, ohne Vater. Komm, Mary, sag ich sanft wie ein Priester bei seiner letzten Ölung, laß uns Frieden haben, und ich beuge mich so weit über den Tisch, wie ich kann, um ihr ein Busserl aufzuschmatzen. Sie nimmt es entgegen wie eine Nonne einen gefüllten Pariser. Man putzt sich die Zähne, sagt sie, wenn man nach Hurenfleisch riecht.
Ich hab schon gegessen, sagt Mary. Allein. Ich kaue, schmeckt großartig, sag ich. Wo ist deine Krawatte, fragt Mary. Oh, sag ich, die hab ich Jim geliehen. Du wirst ihm auch noch deine Zipfelmütze leihen, sagt sie. Wie gehts den Kindern, lenke ich ab. Wie soll es ihnen gehen, ohne Vater. Komm, Mary, sag ich sanft wie ein Priester bei seiner letzten Ölung, laß uns Frieden haben, und ich beuge mich so weit über den Tisch, wie ich kann, um ihr ein Busserl aufzuschmatzen. Sie nimmt es entgegen wie eine Nonne einen gefüllten Pariser. Man putzt sich die Zähne, sagt sie, wenn man nach Hurenfleisch riecht.
Der Thai stand reglos, ging mir auf die Nerven. Ich warf Ronja einen besorgten Blick zu, sie
fing ihn auf, drehte sich um und sah plötzlich diesen massiven Buddha hinter sich, sah diese
maskenhafte bronzene Visage, sah seine Mordspratzen sich heben, ich entdeckte Blut an seiner
rechten Hand, getrocknetes Blut von einer immer wieder aufplatzenden Wunde, ich sauge pfeifend
die Luft an, spanne meine Altersknochen zum Sprung, auch Bim und Toro überreißen sofort, was
Sache ist, beugen sich vor; nur der Filippino starrt still auf seine gelben Nikotingriffel...
Ronja bläht ihre Nüstern, die feinen Härchen auf ihrer Oberlippe sträuben sich, ihre Augen beginnen zu fluoreszieren wie grüner Phosphor, sie wendet sich nun auf ihrem Stuhl dem Thai ganz zu, sie schlägt ihre Beine übereinander, sie hebt ihren Glimmstengel, schnullert sorgfältig, bläst lange und sagt: Tag, Sam. Wo ist Don?
Sie hatte kaum ihre Frage beendet, da kriegt der Buddha Gliederreißen, kurvt ab wie'n gedopter Olympiasieger, ist schon fast an der Tür, ehe wir Mucks oder Maus sagen konnten.
Ronja bläht ihre Nüstern, die feinen Härchen auf ihrer Oberlippe sträuben sich, ihre Augen beginnen zu fluoreszieren wie grüner Phosphor, sie wendet sich nun auf ihrem Stuhl dem Thai ganz zu, sie schlägt ihre Beine übereinander, sie hebt ihren Glimmstengel, schnullert sorgfältig, bläst lange und sagt: Tag, Sam. Wo ist Don?
Sie hatte kaum ihre Frage beendet, da kriegt der Buddha Gliederreißen, kurvt ab wie'n gedopter Olympiasieger, ist schon fast an der Tür, ehe wir Mucks oder Maus sagen konnten.
Du versündigst dich, ich kenn keine heilige Mutter Gottes. Nadine juchzt Huch! Huch!
und Huch und Huch! und wieder Huch! und ich seh plötzlich ihr Eisesgesicht schmelzen,
glücklich und selig wie ein Vögelchen, wie ein Mädelchen im Obstbaum: Kommt ein Vogel
geflogen, setzt sich nieder auf mein' Schuh, bringt ein Gruß von meinem Liebsten, der
Liebste, der bist du! Und all ihre gefrorenen Gefühle strömen aus ihr heraus, das
Fruchtwasser läuft ihr an den Schenkeln herab, diese Schaukel ist wahrhaftig der
beste Psychotrip von ganz New York!
Wir sausten zurück und es treibt uns so weit und so hoch über New York, daß ich lotrecht in die Canyons vom Broadway, von der Pine Street und der Wall Street gucken kann, ahhhhh, schrei ich wie King Kong auf dem Empire State Building, ahhhhhhh, es reißt mir das Brett beinahe unterm Hintern weg. Huch, hoch, huch, schreit Nadine ... und steht auf. Steht auf?
Steht auf. Spitzt ihr Mündchen, drückt mir ein Küßchen auf die Wange, kalt wie Flüssiggas, hebt ihr rechtes Händchen höher ans Seil, zieht sich hoch, stellt sich auf das Schaukelbrett und beginnt, während wir wieder Toms Penthouse entgegenrauschen, mich mit ihrer linken Hand in den Haaren zu zausen. Heilige Mutter Gottes, stöhn ich.
Wir sausten zurück und es treibt uns so weit und so hoch über New York, daß ich lotrecht in die Canyons vom Broadway, von der Pine Street und der Wall Street gucken kann, ahhhhh, schrei ich wie King Kong auf dem Empire State Building, ahhhhhhh, es reißt mir das Brett beinahe unterm Hintern weg. Huch, hoch, huch, schreit Nadine ... und steht auf. Steht auf?
Steht auf. Spitzt ihr Mündchen, drückt mir ein Küßchen auf die Wange, kalt wie Flüssiggas, hebt ihr rechtes Händchen höher ans Seil, zieht sich hoch, stellt sich auf das Schaukelbrett und beginnt, während wir wieder Toms Penthouse entgegenrauschen, mich mit ihrer linken Hand in den Haaren zu zausen. Heilige Mutter Gottes, stöhn ich.