Wie sehen Künstlerinnen und Künstler heute das Monster im Menschen - den Menschen im Monster? So lautete
das Thema eines Wettbewerbs der Akademie für Bildende Künste, München mit dem Vedra Verlag, München. Den
1. Preis gewann Annette Schemmel und aus ihrer Arbeit entstand das Titelbild zu dem neuen Roman von BERND
DOST: MENSCH FRANKENSTEIN. Es ist die Geschichte eines naturhaften, wilden Wesens, das als Erwachsener in
einer subway in San Francisco auf diese Welt kommt, gegen den herrschenden Irrsinn - das IMPERIUM - ankämpft,
verhaftet und der "kapitalen Welt der Raubtiere" angepasst wird, eine Charaktermaske erhält und einen
Körperpanzer, um schädliche Gefühle fernzuhalten. MENSCH FRANKENSTEIN steigt - so ausgestattet - in Politik
und Wirtschaft zu einem erfolgreichen, kaltschnäuzigen Monster auf, das über Leichen geht, und andere Menschen
- in diesem Fall: Schweizer Bürger - zu Hass und Intoleranz verführt. Eine mystische Erfahrung und die Liebe
einer mutigen Frau retten den Menschen im Monster Frankenstein und lassen wieder das natürliche, wahrhafte
Wesen entstehen. Es wird mit seiner Geliebten in einer grill cell der US ADMINISTRATION eingekerkert, verhört
und zusammen mit dem Verhörbeamten als staatsgefährdend "durch alle Zeiten hindurch" verurteilt und entsorgt.
Entsorgen heißt: Kein Leben mehr. Keine Daten mehr. Keine Sorgen, dass eine aufmerksame Generation sich
anstecken, aufregen und begeistern lässt für die Wahrheiten außerhalb unseres Verstehens, für die Liebe,
die Erkenntnis und die Erleuchtung.
Das Ende des Buches ist monströs traurig - aber nicht ohne Hoffnung. Der Autor Bernd Dost - ein renommierter
Dokumentarfilmer - hat bewusst Anleihen aus der berühmtesten Schauergeschichte der Welt genommen, aus
FRANKENSTEIN vom Mary Shelley.
Auch dort stellt sich die Frage: Was macht einen Menschen zum Monster? In Mary Shelley´s Buch setzt der
Wissenschaftler Victor Frankenstein ein Monster aus Leichenteilen zusammen, im aktuellen MENSCH FRANKENSTEIN
ist Victor Frankenstein ein Klon-Experte. Anregen ließ sich Bernd Dost auch von dem Schaupieler Boris Karloff,
der in den Dreißiger Jahren ein unvergeßliches gentle monster gab - in FRANKENSTEIN, BRIDE OF FRANKENSTEIN, SON
OF FRANKENSTEIN.
Deswegen lag es nahe - so Dost - Boris Karloff "wiederzubeleben".